Die subversiven Guten vom Roten Kreuz | NZZ

2022-04-21 08:04:24 By : Ms. Sally Kang

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz verwaltet ein Rekordbudget. Trotz wachsender Spendenabhängigkeit muss es seine Grundprinzipien von Unabhängigkeit und Gleichheit bewahren.

Er sah sich stets als Anwalt der Verdammten dieser Erde, und er stand während Jahren als Delegierter im Sold des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Im Krieg in Afghanistan, so erzählt er mit stiller Genugtuung, habe sein Einsatz ein sichtbares Resultat erzielt. Dort versorgte er sämtliche Kriegsparteien mit Bandagen und Wundverbänden. Am Ende hatte jeder Kämpfer sein persönliches Erste-Hilfe-Set und darin als Beilage ein mit rotem Kreuz und rotem Halbmond gezeichnetes Piktogramm mit den Grundregeln der Genfer Konventionen. Wenn jeweils nach Gefechten Tote und Verletzte geborgen und Gefangene abtransportiert wurden, so erzählt der Delegierte, bediente sich Freund und Feind der identischen Erste-Hilfe-Sets. Das habe viele Kämpfer überrascht, zu eigenem Denken angeregt und damit die Absichten der Kriegshetzer durchkreuzt. Was der Gute aus Genf tat, war subversiv – im besten Wortsinn.